Sibylle Plogstedts neues Buch:
„Warum hat das niemand erzählt? Vom Entdecken meiner unbekannten Großfamilie zwischen Riga, Königsberg, Prag und Berlin.“ Helmer Verlag 2024.
Sibylle Plogstedt, eine der Gründerinnen der Berliner Frauenzeitung ‚Courage‘, wurde immer mal wieder gefragt, aus was für einer Familie sie wohl stamme. Als Corona ihr Zeit verschaffte, begann sie zu notieren, was sie über die Geschichte ihrer Familie wusste. Vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte hielt sie fest, was ihre Eltern und Großeltern im Dritten Reich getan hatten. Ihr Großvater war ein früher Nazi, die Mutter Chefsekretärin des Polizeipräsidenten von Bromberg und später des Oberbefehlshabers der Bereitschaftspolizei in Riga. Sachlich berichtet Sibylle Plogstedt über Gewalt gegen Frauen bei Kriegsende in Berlin, die auch ihre Mutter traf, als sie mit ihr schwanger war. Im Buch geht es um die Kindheit von Sibylle Plogstedt in Berlin. Aber nicht alle ist ihre eigene Biografie, es ist die der Familie.
Nach dem Tod der Mutter will sie zunächst nicht weiter recherchieren, nachdem sie von ihr im Guten schied. Das warme Gefühl wollte sie nicht kaputt machen. Aber die Ungewissheit klopfte immer wieder an. Im Grunde hatte sie ihr Leben lang die Wahrheit gesucht. Reportagehaft beschreibt sie ihre Suche nach der Geschichte ihrer Eltern in Bydgoczs (Bromberg), Kaliningrad (Königsberg) und Riga oder auch die Entnazifizierung ihres Vaters in Niedersachsen, den sie nie kennenlernen durfte. Einer ihrer Halbbrüder half mit seinen Erinnerungen weiter.
Anfang des 20. Jahrhunderts zählte ihre Familie zu den reichsten Industriellen in Königsberg, ein weiterer Zweig kam aus Bad Münder und aus Bad Bederkesa in Niedersachsen. Ein Auf und Ab in der Familiengeschichte. Ein SS-General kommt vor, ein Onkel, der in Abwesenheit vom SS-Regime zum Tode verurteilt wurde, weil er an der Front zum Frieden aufrief und nach dem Krieg in die DDR ging. Ein namhafter Mathematiker ist 1945 in Prag in der Zelle verhungert, in der Sibylle nach 1968 wegen ihrer politischen Opposition gegen die Invasion der Truppen des Warschauer Pakts auf ihr Urteil gewartet hat. Last and not least gab es auch noch einen Verwandten in Ostberlin der sie für die Stasi bespitzelt hat.
Das Gespräch mit Sibylle Plogstedt wird von Kulturzentrum für Frauen Sarah e.V in Stuttgart per Zoom übertragen.
Moderatorin ist Patricia Schulz
Für den Zoomlink bitte anmelden bei das-sarah@gmx.de
Unkostenbeitrag 5 €
Die politische Prägung von Patricia Schulz erfolgte in den 80ern in autonomen und basisdemokratischen Strukturen. In den letzten Jahren übernahm sie vor allem Aufgaben in gewerkschaftlichen Gremien. Die Angriffe gegen bereits erkämpfte Frauenrechte aus allen politischen Lagern und Veränderungen in der Ausrichtung zahlreicher Organisationen, die ursprünglich als Interessenvertretung für Frauen und Mädchen entstanden waren, führten dazu, dass sie mit anderen engagierten Frauen den Verein Netzwerk Frauenrechte e. V. gründete.
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